Meine Tour zu den italienischen Stellungen auf dem Vrsič liegt schon zwei Jahre zurück, aber dort oben scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und es dürfte sich nicht viel verändert haben. Die beste Zeit für eine Tour ist der Frühling, denn nach der Schneeschmelze ist die Vegetation am niedrigsten und man kann die Überreste der Stellungen am besten sehen. Wie immer in den Bergen sollte man nicht alleine gehen oder jemanden über sein Vorhaben zu Unterrichten, der Vrsič ist wenig begangen und es handelt sich nicht um einen Wanderweg. Auf den mit Gras bewachsenen Hängen fühlen sich Schlangen in der Sonne besonders wohl und man sollte auf sie achten. Mit dem Auto fährt man von Kobarid über die Napoleonbrücke hinauf nach Dreznica und folgt von dort dem Weg zur Planina Zaprikraj um den Fuß des Vrsič zu erreichen. Oberhalb von Dreznica wird der Weg immer schlechter und man sollte schon ein Auto mit etwas Bodenfreiheit haben um ihn zu befahren. Ich fuhr damals einen Golf und ich musste ihn schon sehr quälen auf dem Weg nach oben. Am besten fragt man in Dreznica nach dem aktuellen Zustand des Weges. In etwa auf halber Höhe führt der Weg an einem Brunnen vorbei, hier sollte man seine Vorräte auffüllen. Auf dem Berg selbst gibt es keine Quellen. Vor dem Eingang zur Planina Zaprikraj parkt man das Auto. Folgt man nun dem Hauptweg über die Alm befindet sich rechterhand der Bergkamm Kal-Vrsič-Vrata-Krn. In den zeitgenössischen, deutschsprachigen Quellen wird oft der gesamte Bergkamm als Vrsič bezeichnet, was den Leser verwirren kann. Auf seinen mit Gras bewachsenen Hängen erkennt man noch immer die im Zick-Zack angelegtem italienischen Versorgungswege hinauf zu den Gipfeln. Auf genau diesen Pfaden kann man noch immer die Stellungen erreichen, einen markierten Wanderweg hinauf gibt es nicht. Dennoch ist die Tour für einen Erwachsenen nicht besonders schwierig und lang. Je nachdem wie viel Zeit man mit Besichtigungen verbringt benötigt man nicht viel Zeit. Reine Gehzeit vom Parkplatz über den Kamm und zurück sind etwa 4 Stunden.
Ungefähr auf Höhe des Bauernhofs auf der Alm steigt man rechts in den begrasten Hang ein und geht querfeldein bis man auf einen der Saumpfade trifft. Die Almbauern benutzten diese ebenfalls noch immer, so dass man einen Trampelpfad erkennen kann. Diesem Pfad folgt man dann bis hinauf zum Kamm. Unterwegs stößt man bereits immer wieder auf Relikte des Krieges. Dazu zählen die Mauern der verfallenen Mulatterias, verbeulte und durchlöcherte Kochgeschirre und Dosen. Auf dem Kamm angekommen bewegt man sich nach Rechts auf den Krn zu und durchsteigt die alten Stellungen. Direkt auf dem Kamm befand sich die erste Linie der Italiener, wovon Mauerreste mit Schießscharten zeugen. Einige Meter unterhalb des Kammes finden sich Eingänge in Kavernen und Plateaus von Baracken. In den Kavernen kann man tolle Wandbilder, wie eine Art Grafitti, der Erbauer sehen. Leider hat der Zahn der Zeit an ihnen genagt, so dass sie durch gefrierende Feuchtigkeit teils schon zerfallen sind. Die Italiener nahmen den Berkamm schon früh zu Beginn der Kämpfe 1915 ein und hielten ihn auch bis zur Offensive im Oktober 1917. Das verschaffte Ihnen Zeit umfangreiche Baumaßnahmen vorzunehmen und die Italiener waren wahre Baumeister. Benito Mussolini hielt sich als junger Soldat in diesen Stellungen auf und berichtete auch in seinem Kriegstagebuch davon. Wenn man den Stellungen über den Kamm folgt erreicht man irgendwann eine große Scharte in der sich Ein Schuttband mit Geröll ins Tal zieht. Von hier aus kann man sein Auto schon sehen und man kann wieder einem der altem Zick-Zack Pfade hinab ins Tal folgen.