Einzelaufnahmen

 

Nicht alle alten Fotografien geben ihre Geschichte der Nachwelt preis. Manche haben ganz einfach keine zu erzählen, andere erzählen nur eine kurze Geschichte. Oft sind es aber auch eben diese kleinen Geschichten, welche besonders interessant sind. Sie werden ihren Platz in dieser Kategorie finden. Ich möchte sie mit den mir bekannten Informationen präsentieren bis ich vielleicht eines Tages mehr über sie in Erfahrung bringen kann. Manchmal findet sich erst nach Jahren die geeignete Textpassage die einem der alten Bilder wieder Leben einhaucht. 


Auf diesem Bild hat uns der Veteran zumindest einen kleinen Hinweis hinterlassen. Auf der Rückseite ist vermerkt: "Andenken aus Zabern vor der Kaserne". Zusammen mit den Schulterklappen der Soldaten erfahren wir, dass es sich um Männer des Grenadier-Regiments 119 "Königin Olga" handelt. Im September 1917 war das Regiment zurück in die Heimatgarnision beordert worden. Die Regimentsgeschichte berichtet auf Seite 214, dass es dort am 09. Sepemtember 1917 der folgende Divisionsbefehl erreichte: "Die 26. Infanterie Division ist für besonderen Zweck in Aussicht genommen und unter größter Schonung von Mann und Pferd für den Bewegungs- und Gebirgskrieg auszubilden. Beschleunigung geboten." Die Regimentsgeschichte erzählt weiter: "Bald kamen die schweren Gebirgsstiefel, die Wickelgamaschen und lederbesetzten Hosen. Es kamen für jede Kompanie 6 leichte Maschinengewehre und dann begannen die Vorbereitungen. Als Ersatz kamen 5 Offiziere, 7 Vizefeldwebel, 48 Unteroffiziere und 820 Mann im Laufe der nächsten Tage zum Regiment; besonders ausgesuchte - meist junge - Leute, die die Lücken in den Kompanien ausfüllen sollten. Dafür mußten die älteren Leute (zusammen 350 Mann) an andere Truppenteile abgegeben werden. Mancher von diesen erprobten Kameraden, dem das Haar unterm Stahlhelm schon zu ergrauen begann, ist ungern vom schönen Olgaregiment geschieden."

 

Quelle: Das Grenadier Regiment Königin Olga (1. Württ.) Nr. 119 von Oberst Freiherr v. Gemmingen-Guttenberg-Fürfeld


Dieser Schnappschuss entstand wenige Tage nach dem Durchbruch im Tal bei Bovec und Flitsch. Die Aufnahme wurde an der Straße von Bovec nach Žaga gemacht.  Žaga liegt etwa 3 km von Bovec entfernt an der Straße nach Kobarid/Karfereit, der Ortsname ist das slowenische Wort für Säge und weist auf den früheren Standort eines Sägewerkes hin. Am Straßenrand stehen von der italienischen Armee auf dem Rückzug zurückgelassene Geschütze. Bei den ersten drei handelt es sich um 210 mm Haubitzen vom Typ M78. Das Geschütz mit dem Schutzschild rechts ist eine 105 mm Feldkanone vom Typ L/78 (Ansaldo/Schneider). Interessant ist auch das Schild ganz links im Bild "ALLA TELEFERICA" es weist den Weg zur Seilbahn mit der die italienischen Stellungen im Cukla und Rombongebirge versorgt wurden.  Ein österreichischer und ein deutscher Soldat posieren neben der "Beute" des Durchbruchs. Doch viel mehr als das italienische Kriegsgerät interessierten die einfachen Soldaten die zurückgelassenen italienischen Konserven, die man noch heute überall in den Büschen finden kann.

 


Diese Feldpostkarte mit dem Motiv des Kappenabzeichens der Isonzo-Armee 1915 ist zwar als Solches kein Schnappschuss, und doch eröffnet sie uns einen Blick in die Vergangenheit. Feldwebel Hans Grimm schreibt seinem Fräulein in der Heimat auf ihr:

Am Isonzo 6. März 1916

 

Fräulein Mariska!

Freue mich von Herzen das Sie meinen Karten solche Aufmerksamkeit schenken wenn ich immer Gelegenheit habe werde an meine kleine Kartensammlerin denken. Sind sie recht herzlich gegrüßt auch Ihre lieben Eltern und Frl. Schwester.

 

Inhaltlich hat Hans dem Fräulein nicht viel geschrieben, durfte er aber an der Front auf einer Postkarte auch nicht. Hans diente im K.K. Landsturmregiment Nr. 6, bei der 7. Kompanie. Die Karte wurde am 8.3.16 beim K.u.K. Feldpostamt Nr. 6 gestempelt. Das Feldpostamt Nr. 6 gehörte zum Datum der Karte zur K.k. 106. Landsturm-Infanterie-Brigade (Olmütz).

Diese war zu diesem Zeitpunkt am  unteren Isonzo eingesetzt und kämpfte im Raum Monfalcone, einem absoluten Brennpunkt der Kämpfe. Seine Einheit verblieb noch bis Juli in diesem Frontabschnitt, und ob er diese lange Zeit dort überlebt hat ist sehr ungewiss. Wie schon erwähnt hat er nicht viel geschrieben, einen kleinen Wink hat er dem Fräulein aber gegeben. Ob diese wohl verstanden hat, wie ernst es ihm war, mit den 5 kleinen Worten in der Ecke neben dem Abzeichen? Er schrieb: „Aus der Hölle die besten Grüße“


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