Gemeinsam mit ihrem großen Bruder, dem Rombon, bildet die Cukla das Bergmassiv an dessen Fuße sich Bovec im Norden anschmiegt. Cukla und Rombon waren die nördlichen Eckpfeiler der Front im Becken von Bovec. Aus der Höhe konnten beide Seiten bis weit in das jeweilige Hinterland blicken und ihre Geschütze dirigieren. Nachdem sich das italienische Oberkommando im August 1915 entschlossen hatte die österreich-ungarischen Verteidigungsstellungen am oberen Isonzo endgültig anzugreifen rückten sie auch im Rombonmassiv vor. Die nur schwache Besatzung der Cukla war nicht im stande Widerstand gegen die im Gebirgskampf ausgebildeten Alpinieinheiten zu leisten. Sie verlor den Cuklagipfel, den Rombon konnten sie aber halten. Spätestens jetzt erkannten die ö.-u. Befehlshaber die Bedeutung der Höhenstellung über dem Talkessel und tauschten ihre Truppen ebenfalls mit erfahrenen Gebirgseinheiten aus. Im Herbst 1915 besetze das Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 4 (1918 in Gebirgsschützen-Regiment 1 umbenannt, im Folgenden GSR 1) die Stellungen vom Tal bis zum Rombon. Schnell entstand der Wunsch den Italienern ihre hervorragende Beobachtungsmöglichkeit zu nehmen. Auch weil man sich im Klaren darüber war, dass die Italiener die Positionen auf der Cukla dazu nutzen würden um ihre Angriffe gegen das Rombonmassiv vorzubereiten, wollte man sie vom Gipfel vertreiben. Also begann man mit Vorbereitungen für einen Angriff.
Wer könnte uns heute besser davon Berichten als der Anführer dieses Kommandounternehmens? In der Zeitung "Freie Stimmen - Deutsche Kärntner Ladeszeitung" vom 11. Februar 1936 erinnert sich Oberstleutnant Mickl an diese schweren Tage im Februar 1916:
"Cukla
Ein Erinnerungstag des Kärntner Gebirgsschützenregiments. Im Herbst 1915 stieg das Kärntner Gebirgsschützenregiment vom Smogar und Lipnik, vom Vrsic und Javorcek in das Flitscher Becken nieder, um hier die Stellungen vom Kleinen Javorcek bis zum Rombon zu übernehmen. Nach Übernahme der Stellungen war des eisernen Majors erster Befehl: „Hindernisse durchschneiden, Feldwachen an die feindliche Hauptstellung. Das Gelände zwischen den Stellungen gehört uns!" Einfach war es nicht, aber im Laufe der Zeit wurde mit allen vorgeschobenen Sicherungen der Italiener aufgeräumt, ihre Vorstellung am Fuße des Rombon genommen und die eigenen Stellungen vorverlegt. Was nun? Die Hauptstellung? Am 11. Jänner 1916 werde ich zum Regiments- und Gruppenkommandanten von Flitsch Oberst von Schuschnigg befohlen. Frohes Gewissenerforschen. Überraschenderweise werde ich sehr freundlich empfangen und mir wird sogar Platz angeboten. Oberst von Schuschnigg setzt mir nun auseinander, daß die Aktionen im Flitscher Becken vorläufig zum Abschluß gekommen seien und für die weiteren Unternehmungen die Gewinnung der das Becken überragenden Cukla von großem Vorteil wäre. Er hatte zu mir und der zweiten Kompagnie das größte Vertrauen und überträgt mir die Durchführung der Aktion. Was ich an Truppen und Material benötige, soll ich bekanntgeben. Den Zeitpunkt überlasse er mir. Dann war ich entlassen. Als ich aus der Baracke trat, ging mein erster Blick hinüber und hinauf zu dem schneeigen Kegel, der sich links vom Rombon, hereingerückt gegen das Flitscher Becken, als eine Rückfallskuppe des Rombon, steil auftürmt. Oben thront eine in sich geschlossene Stellung der Italiener. Der erste Eindruck ist: uneinnehmbar. Den Offizieren der Kompagnie teile ich vertraulich die uns bevorstehende Aufgabe mit, die sie nachdenklich zur Kenntnis nehmen. Wir stehen dann täglich stundenlang mit den Gläsern am Auge und suchen im Gelände der Cukla eine geeignete Angriffsmöglichkeit. Es steht bald fest, daß da keine Truppenmassen angesetzt werden können, weil der Raum zu klein ist, und daß bei einer Artillerievorbereitung die herabfallenden Steine den Angreifer gefährden. Am 25. Jänner wird die Kompagnie abgelöst und geht in die Bavsica, wo sie Gelegenheit hat, sich für den Angriff etwas gelenkig zu machen. Am 30. geht es auf den Rombon.
Während die Kompagnie noch auf Kote 1313 bleibt, begebe ich mich in die vorderen Stellungen, um die Angriffsmöglichkeiten zu erkunden. Bei Tag stand ich am Rombon und spähte nach den italienischen Stellungen hinüber, bei Nacht schlich ich mich von Posten zu Posten der Italiener, auf der Suche nach einer Lücke in ihrer Sicherung. Es fanden sich in der italienischen Stellung zwischen Cukla und Rombon (Sattelstellung) deren mehrere, doch als beste erschien mir die am 8. Februar entdeckte Rinne knapp an der Cukla, die durch die feindliche Sattelstellung führte und nicht gesichert war. Beide Teile, die Österreicher und die Italiener, lagen in festungsartigen Bastionen, gegen die eine Unternehmung undurchführbar erschien, und da auch seit Kriegsbeginn hier keine Kampfhandlungen stattfanden, war im Sicherungsdienst eine gewisse Sorglosigkeit eingetreten. Darauf baute ich nun meinen Plan: mit meiner braven Zweiten unbemerkt durch die feindliche Sattelstellung und von dort auf die Cukla zu gelangen. Herrliche Schneefälle setzten ein, äußerst günstig für die Aktion. Da mengte sich das Abschnittskommando ein, es wollte eine Kompagnie als Reserve heranziehen. Diese konnte aber wegen der niedergehenden Lawinen nicht vorgezogen werden. Inzwischen erkundet Leutnant Schlatte noch einmal den in Aussicht genommenen Weg. Endlich ist am 11. Februar jener Tag, an dem das Abschnittskommando seine Reserve heranbringen kann. Es ist ein sonniger Tag und ein scharfer Wind weht vom Norden.
Um 2.45 Uhr des 12. Februar 1916 verlässt die Kompagnie, einzeln abgefallen, die eigenen Stellungen und geht entlang der feindlichen Sattelstellung, aber gedeckt durch eine Geländestufe und gesichert durch die Patrouillen der Kadetten Hillebrandt und Ossiander, gegen den Fuß der Cukla vor. Die ersten Schritte außerhalb der ausgetretenen Stellungswege lassen uns erkennen, was für ein Hindernis uns der sonnige Tag bereitet hat. Der Wind hat den Schnee in die vielen Mulden und Dolinen geweht, die Sonne hat den Schnee stellenweise so verharscht, daß er einige Schritte trägt und dabei knirscht, daß die erregten Sinne meinen, daß müßte die Italiener weit und breit aus dem tiefsten Schlaf wecken. Dann bricht man wieder ein und verschwindet bis zum Halse. Es ist ein aufreibender Kampf mit dem weißen Element. Für die Strecke, die ich sonst in 30 Minuten zurückgelegt, brauchen wir nun 2 Stunden. Dann sind wir am Fuße der Cukla und beim Einstieg in die Rinne. Aber wie sieht sie aus? Die 3 Meter hohe, sonst unbeschwerliche Felsenstufe ist glattes Eis. Kein Griff, kein Halt. Vergebens versuche ich, da Hinaufzukommen. Es versuchen die Boten, es versuchen die Offiziere, wir holen erfahrene Bergsteiger vor, es ist umsonst. die Stufe ist unüberwindlich. Hohe Felsen verhindern ein Umgehen. Unbarmherzig schreitet der Zeiger der Uhr fort!
Zum Umkehren ist es lange schon zu spät. Das wird ein schreckliches Ende werden hier vor der feindlichen Stellung, ohne jede Deckung. Schon Beginnt es im Osten zu grauen. Das nahende Verderben überwindet die Müdigkeit, peitscht die letzten Kraft auf und — siehe da, dem Leutnant Schlatte gelingt es, den Stamm einer Alpenrose zu erreichen, sich emporzuziehen und die vereiste Stufe zu überwinden. Er reicht sein Gewehr herab und die Schützen ziehen sich draran empor. Sobald der erste Zug sich in der Rinne gesammelt hat, eilt er vor und erreicht, unbelästigt über die verschneiten Hindernisse der italienischen Stellung, die Stellung selbst. Die italienische Besatzung ist vollkommen überrascht. Sie muß zum Teil erst geweckt werden. 3 Offiziere und 121 Mann müssen sich ergeben, 4 Maschinengewehre werden erbeutet. Dankbar schütteln die braven Schützen ihren Offizieren die Hände. Daß eine solche Festung ohne einen Schuß genommen werden kann, das hat keiner erwartet. Ob sie ahnen, was kommen wird? Es ließ nicht lange auf sich warten. Was an italienischer Artillerie mit ihrem Ertrag die Cukla erreichen konnte, konzentrierte sich dorthin. Die eingedeckten Stellungen, mit Sandsäcken beschwert, erhöhen ihre Wirkung und das zusammenbrechende Gebälk begräbt manchen braven Kärntner unter sich.
Das Feuer hält Tag und Nacht an, die Stellungen sind eingehüllt in Rauch, Staub und Schutt. Es ist kein Platz, an dem man vor dem feindlichen Feuer sicher wäre. Die ersten zwei Tage kosten der Kompagnie 22 Tote und 65 Verwundete und Kranke. Täglich sind Ansätze zur Wiedergewinnung der Stellung bei den Italienern zu bemerken. Ein besonders groß angelegter Gegenangriff erfolgt am 14. vom Alpinibataillon Bassano. Trommelfeuer. Die Stellungen sind geräumt, aber auf der Südspitze muß ein Posten unterhalten werden, der den Angriff avisiert. In kurzer Zeit fallen zwei und einer wird verwundet. Da kommt die Reihe an den nächsten. Er ist kein Kärntner, wir verstehen die Sprache nicht, in der er ein Gebet murmelt und fleht, nicht auf den Posten zu müssen. Da schiebt sich ein anderer vor: "I geh, Herr Oberleitnant!" Auch er, der brave Moser, wird schwer verwundet (Rückenmarkverletzung), aber er avisiert noch den angreifenden Feind. In Massen kommen sie diesmal, aber nur zu bald entziehen sie sich wieder unseren Gewehren. Und während man noch wartet, ob noch etwas kommt, setzt die Artillerie wieder ein und erwischt die Leute im Graben, was wieder kostbares Menschenleben fordert. Und noch ein Angriff und noch ein überraschendes Artilleriefeuer und die Verluste dieses einen Tages sind beinahe dieselben wie von den beiden vorhergehenden. Aber nahezu gleich der feindlichen Waffenwirkung ist das Wetter. Der Winter hat erst eingesetzt, Kälte und Schnee und keine Deckungen.
Wir drücken uns aneinander und in die Gräben, von denen die Eindeckungen entfernt wurden, hüllen uns in Zeltblätter und Decken, aber es gibt keinen Schutz vor den eisigen Winden. Groß ist daher die Zahl, die sich Hände und Füße erfriert oder erkrankt. Es ist eine kaum unterbrochene Kette von Gefallenen, Verwundeten und Kranken, die den Weg ins Tal nimmt. Aber trotz aller dieser Unbilden, Entsagungen und Mühseligkeiten, trotz des erbitterten Kampfes mit Feind und Wetter, haben die tapferen Kärntner ihre Nerven im Zaume. Und es ist ein rühmliches Zeugnis für die Ruhe und Sicherheit der Cukla-Besatzung, wenn der jetzige italienische Ministerpräsident, damals Bersaglieri im 11. Bersaglieriregiment und vom 17. Februar bis 3. Marz 1916 auf der Cukla, in seinem Kriegstagebuch am 17. Februar 1916 schreibt: „Ich habe in der Nacht ein halbes Dutzend Magazine verschossen. Die Österreicher haben nur selten geantwortet." Oder bei einem Alarm am 26.: „Ich habe drei Magazine ausgeschossen, die Österreicher haben nicht einen Schuß getan." Aber wenn, dann gab es einen Toten oder Verwundete! Es ist bei ihnen kaum eine Nacht, in der sie nicht mindestens einmal alarmiert werden, weil die Österreicher angreifen. Dabei fiel uns das gar nicht ein. Höchstens die Frechheit, die der fünfte Zug erfand und die sich auf die Kompagnie fortsetzte, sich den Ersatz für die eingeschneiten Hindernisse bei den Italienern zu holen. Doch geschah dies gewöhnlich bei Tag, wenn starker Nebel herrschte. Als sich am 27. Februar einmal der Nebel plötzlich hob und ein Schütze fiel und einer verwundet wurde, wurde diese bequeme Art der Hindernisbeschaffung eingestellt. Zu der ständigen Artilleriebeschießung gesellt sich ein Minenwerfer, der infolge seiner Unberechenbarkeit uns sehr unangenehm ist und nahezu täglich ein oder zwei Opfer fordert. Schmerzlich ist es, als Mitte März das eigene Regiment scheidet und die zweite Kompagnie als „Eckpfeiler" der Front zurückbleiben muß. Am 11. schlägt auch ihr die Stunde der Ablösung. Es geht dem Regiment nach, zur Offensive in Südtirol. Auf dem von Felsen umrahmten Friedhof von Mittelbreth (Anm. Log pod Mangartom) nehmen wir Abschied von den toten Kameraden, die im Angesicht der Kärntner Grenzberge furchtlos und treu ihr Leben für die Heimat opferten.
Hans Mickl, Oberstleutnant"
Auch die Karnisch-Julische Kriegszeitung berichtete von diesem Erfolg und druckte sogar ein Foto mit den Offizieren der Kompanie am Cukla-Hang. Bei aller Euphorie über die Eroberung des Cukla Gipfels darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Gebirgsschützen für diesen Erfolg teuer mit Menschenleben und Material bezahlt haben. Die ebenso tapfer kämpfenden Alpini hatten sich nach der anfänglichen Überraschung schnell unweit des Gipfels neu formiert und gingen zu heftigen Gegenangriffen über, wobei auch sie einen hohen Blutzoll entrichteten. Tagelang versuchten sie sowohl in geschlossenen Angriffen als auch mit kleineren Kommandounternehmen die Gebirgsschützen aus ihren ehemaligen Stellungen zu vertreiben. Die oben beschriebenen Wetterbedingungen ließen jedoch keine großangelegten Aktionen zu, so dass sich die Italiener bis zum Frühjahr 1916 mit der Situation abfanden. Sie bereiteten während der letzten Wintermonate großangelegte Operationen vor, die sie unmittelbar mit dem Beginn der Schneeschmelze umsetzten wollten. Am 12. April 1916 wurden die Gebirgsschützen in ihren Stellungen vom Bosnisch-Herzegowinischen Infanterie Regiment Nr. 4 abgelöst. Die tapferen Bosniaken verteidigten den Rombon bis zum Oktober 1917. Im Mai 1916 begannen die Italiener erneut mit heftigen Angriffen auf den Cukla-Gipfel. In den schweren Kämpfen gelang es am 10. Mai 1916 den Alpini den Gipfel der Cukla wieder unter ihre Kontrolle zu bringen und die Bosniaken wieder in ihre Stellungen aus dem Februar 1916 zurück zu werfen. Im Laufe des Jahres versuchten die Italiener mehrfach den Rombongipfel zu erobern, scheiterten aber am zähen Widerstand der Verteidiger. Dem weiteren Verlauf der Ereignisse im Rombongebirge werden weitere Artikel folgen.
Beachten Sie auch meine Bildergalerie zu meinen Touren auf die ehem. Schlachtfelder auf der Cukla und dem Rombon.