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Verwundung vor Weihnachten 1915, Abstieg und Marsch nach Soca (Verweis Friedhof Soca), Weihnachten im Militärspittal Soca, Kappenabzeichen zu Weihnachten,
Wetynaeyten »in Aeilv fpital. Bon Josef Hötzmannseder. Es war anfangs Dezember 1915. Ich diente bei der 11. Feldkompagnie des damaligen Landwehr-Jnfanterie- Regimentes Nr. 2, den späteren Zweierschützen. Die Kompagnie war vorübergehend beim Landwehr-Jnfanterie- Regiment Nr. 21 eingeteilt und hatte in der Nähe des Vrsic Stellungen bezogen. Bei einem nächtlichen Patrouillengang stürzte ich in der Finsternis über einen Stein und verletzte mich am Schienbein. Ich achtete die anfangs geringfügige Verletzung nicht. Wir hatten in den Stellungen kein Wasser und es haperte daher an der Reinlichkeit recht sehr. So kam es, daß sich die Verletzung derart verschlechterte, daß ich gezwungen war, den Hilfsplatz aufzusuchen. Von dort schickten sie mich kn das nächste Feldspital, in die Brigade-Sanitäts-Anstalt in Soca. Der Weg dorthin führte vom Hilfsplatz über die Reservestellung auf der Colobar Planina, die meine Kompagnie inzwischen bezogen hatte. So konnte ich noch von meinen Kameraden Mschied nehmen. „Hast du eine Sau, jetzt kannst gar ins Spital gehn!" sagte der eine von ihnen. Und grad jetzt vor Weihnachten!", ergänzte ein anderer. „Im Spital kriegst eh alles, was du brauchst!" Unter diesem Hinweis wurden mir, die von jedem Frontsoldaten als Kostbarkeiten gehüteten Bestände an Zigaretten, Kerzen und Schokolade lachend abverlangt und von mir bereitwillig an die Kameraden verteilt. Dann machte ich mich auf den Weg. Ein mehr als vierstündiger Marsch lag vor mir. Für einen Fußmaroden wahrlich keine Kleinigkeit. Nach mühseligem Abstieg hatte Katholisches Arbeitsbund-Kino Rohrbach Sonntag, den 30. Dezember, 3 Uhr und 8 Uhr. Der Here der Weit. Die verfGtvundene Fra« Nach dem Roman von Max Dürr. Eine schauerliche Kriminalgeschichte in sechs lustigen Akten. Dienstag, den 1. Jänner, 3 Uhr und 8 Uhr. So zählte ich denn nochmals mein Geld und beschloß, ihr einen Kanarienvogel zu kaufen, der bei meiner Freundin Ilse sehr billig zu haben war. Mutter gab mir unseren Alten Vogelbauer vom Dachboden und ich machte mich da mit und mir meinen letzten Ersparnissen zu Ilse auf. Der gelbgrüns kleine Kerl sprang mir gleich ganz vertraut auf den Finger und ich hatte an ihm eine riesige Freude. Darum wollte ich ihn auch gleich nach Hause nehmen und in der Wohnstube verstecken. Die war im Winter versperrt und nur zu den Weihnachtsfeiertagen geheizt und wohnlich. Wie gesagt, so getan, alles schien gut zu gehen. Da sagte Erna am nächsten Tag: „Du, ich weiß was! Eine von uns bekommt einen Kanarienvogel! Gestern habe ich schon inr Wohnzimmer so was singen gehört und heute war ich drin und Hab ihn gesehen. Möchtest du ihn haben? Ich nicht, da muß ich dann am Ende vor der Schule früher ausskehen, ihn füttern und den Käsig putzen. Und überhaupt, es ist schab ums Geld, dafür bekäm ich gewiß zwei Kinokarten! Aber sag es nicht der Mutter, die kränkt sich sonst." Erna, Schwester! Noch heute muß ich daran denken und es sind doch schon Jahre vergangen seither. Ich habe dich eine „blöde Gans" genannt und war den Rest des Tages launisch wie nie, bald ausgelassen froh, bald bitter grob zu allen im Hause. Sogar zur Mutter war ich un artig, so daß sie mir beim Gutenachtkuß gesagt hat: „Kind, Kind, du machst es einem manchmal schwer, dir eine Freude zu machen". , Ich habe nicht „Verzeih" gerufen, und die Tränen hat sie nicht gesehen, es war ja schon Nacht. Kennt ihr so eine Nacht? Ich bin ausgewacht, da war es noch dunkel, alles still, da Hab ich gebetet und dann mit der Schwester und mit der Mutter in Gedanken gesprochen und wieder alles gut gemacht. War ich nicht selbst an allein schuld? Der Schwester das Vöglein zu schenken, das ich selbst gern gehabt hätte; ich hätte ja dann mit ihr die Freude daran geteilt. Ja, ja, nur wer ganz selbstlos schenkt, schenkt recht. Dann kam der Morgen. Ich wollte zeigen, was für Vorsätze ich in der Nacht gefaßt hatte. Ich schlich den Tag herum, hatte keine Freude mehr mit dem Gedanken an das Vöglein. Im letzten Moment habe ich dann doch der Mutter meine Not gestanden. Und die Mutter hat gleich einen Ausweg gewußt. Sie hat mir den Vogel abgekauft und ich habe der Schwester für das Geld noch eine Karte für die Märchenvorstellung im Theater besorgt. Bei der ich endlich das Jsonzotal erreicht und humpelte nun ans der von Flitsch kommenden Straße gegen Soca. Die frühe Dezembernacht war längst hereingebrochen. In den Stellungen in den Bergen stieg hie und da eine Leuchtrakete auf, manchmal grollte ein Schuß. Der Jsonzo, der zu meiner Rechten abwärts floß, erfüllte die Nacht mit seinem Rauschen. Endlich, endlich erreichte ich mit noch zwei Maroden, die sich ans der Straße zu mir gesellt hatten, das Spital. Das erste, was dort mit mir geschah, war, daß sie mich in ein warmes Bad steckten. Ein warmes Bad! Man muß Monate hindurch ununterbrochen in Uniform und Schuhen gesteckt und von Schmutz und Ungeziefer gepeinigt worden sein, um ein solches voll würdigen zu können. Nach dem sie mir den Kopf noch ratzekahl geschoren hatten und meine entlausten Habseligkeiten in einem Bündel verstaut worden waren, bezog ich am nächsten Morgen, mit frischer Wäsche angetan, mit Brotsack und Menagefchale bewaffnet, einen Strohsack in der zweiten Etage einer großen Pritsche, die für zwölf Mann, sechs in jeder Etage, Platz bot. Nur schwerere Fälle hatten eine eigene Bettstelle. Zu diesen ge hörte ich nun, Gott sei Dank, nicht. Die Heilung meines Fußes machte vielmehr in den nächsten Tagen unter sach gemäßer Behandlung und Pflege so rasche Fortschritte, daß ich befürchtete, so wenig heldenhaft dies auch klingen mag, noch vor Weihnachten das Spital wieder verlassen zu müs sen und zu meiner Kompagnie zurückgeschickt zu werden, von der ich vor kaum vierzehn Tagen so großartig Mschied genommen hatte. Wer das Wort vom „Tausendguldenschuß" versteht Wird auch verstehen, was mich bewegte. Der Arzt aber, der das Spital leitete — ich vermag seinen Rang nicht mehr anzugeben, hatte ein gütiges Herz. Unmittelbar vor Weihnachten schickte er keinen der Geheilten an die Front. Da aber von dort täglich Zuzug kam, war das Spital am Weihnachtsabend gesteckt voll. Bescherung stand der Käfig auf meinem Tisch. Ein Brief lag dabei, mit Mutters großer Schrift: „Laß es nie andere vergelten, wenn du schlechter Laune bist. Denk von jedem, der dich kränkt, er hat es nicht mit Absicht getan. Pflege den kleinen Vogel und sei freundlich zu deinen Mitmenschen, auch wenn du voll Kummer bist. Deine Mutter". WovsMs ver SNenfiH in« Hervft und Winter nsyten sott? Die wechselnde Witterung des Herbstes und des Win ters verursacht bei vielen Menschen nicht nur manchmal kurzdauernden Schnupfen, sondern auch oft mehr oder min der heftige und auch hartnäckige Katarrhe der Bronchial- schleimhäute. Nur zu häufig werden solche Erkrankungen leicht genommen, es können aber da aus solchen Vernach lässigungen schwerste Krankheiten entstehen. Darum ist es notwendig, diese Uebel gleich vom Beginne an wirksam zu bekämpfen, wozu wir eine Menge Heilkräuter haben, deren Absud schleimlösende Wirkung hat, was dabei eine Haupt sache ist. Eibischwurzel, Lindenblüte, Leinsamen, Huflattich, Isländisches Moos, Pfingstrosenblätter, Spitzwegerich und Schwarzwurzel werden als solche einzeln oder gemicht in allbekannter Weise verwendet. Ein wenig bekanntes gutes, schien,.lösendes Mittel, das eine vorzügliche Wirkung auf die Verminderung der Absonderung der Bronchialschleim haut bis zum vollkommenen Versiegen entfaltet, sind Ter- pentmilldämpfe. Man kaust eine Kleinigkeit (zirka 2 Deka) rektifiziertes Terpentinöl um wenig Geld in jeder Apotheke. In eine mittelgroße Schüssel gibt man siedendes Wasser und in dieses 15—20 Tropfen des Oeles, worauf man die aufsteigenden Dämpfe, den Kopf spannhoch darüber gehal ten, recht tief durch Mund und Nase eine Zeitlang einatmet. Zweimalige Anwendung im Tag genügt und wird bis zum AuWren der Schleimabsonderung fortgesetzt. Ein weiteres solches Mittel ist der Knoblauchsaft, den die alten Aerzte schon erfolgreich anwandten. Man zerquetscht zirka 10 Deka Knoblauch, gibt die Masse in einer Flasche und gießt einen halben Liter guten Kornbranntwein darauf. Bereits nach einigen Stunden ist der Saft soweit aufgelöst, daß man täglich 3—4mal einen Etzlöffelvoll davon, mit vier Eßlöffel voll warmer Milch gemischt, emnehmen kann. Dieser Knoblauchsaft wirkt gleichzeitig auch fördernd auf Eßlust und Verdauung. Der manchen Menschen unangenehme Knoblauchgeruch aus dem Munde schwindet, wenn man den Mund mit etwas Milch ausspült. Versuche und urteile dann selbst! „R." Gene frohe WKstenroter Me Mna«MSVotf«haft für viele Bausparer ist die Kunde von der stattgefundenen Dezember-Zuteilung der Bausparkasse Gemeinschaft der Freunde Wüstenrot, in der rund zwei Millionen Schilling an 116 Sparer zugewiesen werden konnten. Damit haben wieder viele ihr Ziel, das eigene Heim, erreicht. Die Ge samtzuteilung des heurigen Jahres beträgt mehr als sieben Millionen Schilling, sie übersteigt die des Vorjahres um beinahe eine Million Schilling. Dies ist gewiß ein gutes Zeichen der Besserung der allgemeinen Wirtschaftslage in Oesterreich. Die Gesamtleistung der österreichischen GdF. Wüstenrot beträgt nunmehr 68,992.401 Schilling an 3985 Verträge. Eine hohe Tanne hatte man aufgestellt, die im Glanze vieler brennender Kerzen erstrahlte. Der Brigadier war ge kommen und hielt angesichts des Lichterbaumes eine An sprache. Aber er konnte mit seiner Rede den Weg zu un seren Herzen nicht finden. Er sprach von der möglichen noch längeren Dauer des Krieges. Und wir, die wir in den Betten und auf den Pritschen lagen, ersehnten den Frie den! Als dann aber das wundersam innige Weihnachts lied „Stille Nacht, heilige Nacht" aufklang, da begannen die Augen von vielen feucht zu schimmern und die Stimme mancher Mitsingenden wurde rauh und heiser vor verhak- teuer Erregung. Heimweh zitterte in jedem Herz und eine Welle von Sehnsucht flutete durch den Raum. Mit leisem Knistern brannten die Kerzen des Weih nachtsbaumes Aus dem Hinterland waren Liebesgaben in reichem Maße gekommen und die Pflegeschwestern gingen von Bett zu Bett, von Pritsche zu Pritsche und verteilten sie. Bäckereien, Schokolade, Zigaretten und gestrickte Wollsachen. Schwester Emma reichte mir einen prächtigen blauen Moll- sweater auf die Pritsche herauf. Wir Oberösterreichcr er hielten als Gruß unseres Heimatlandes ein hübsches Email abzeichen für die Kappe, das das oberösterreichische Wav- pen trug. Ein guter Rumtee hob die Stimmung wesentlich. Auch mit der Verpflegung legte sich die Spitalsverwaltung am Weihnachtsabend und am folgenden Festtag Ehre ein. Am Stephanstag rückte ich wieder bei meiner Kom pagnie ein, die wenige Tage später am Javorcek Stel lungen bezog. Die Tage im Spital, insbesondere das Weihnachtsfest dort, lagen wie ein schöner Traum hinter mir. Nur der blaue Mollsweater war nur geblieben. Er leistete mir in den folgenden Wintermonaten gute Dienste.