Oberleutnant Blattny und der Krn 1915-1917

Wilhelm Blattny stammte aus Brno (Brünn) im heutigen Tschechien. Nachdem er seine Schulzeit vollendet hatte trat er 1912 als Einjähriger-Freiwilliger in ein Artillerieregiment der K.u.K. Armee ein. Dort besuchte er von 1912-1913 die Festungsbauschule in Krakau. Bei Kriegsausbruch 1914 war er Fortifikations-Leutnant und tat bei der K.u.K. Befestigungsbaudirektion Wien/Inzersdorf seinen Dienst als Chef einer Zivil-Arbeiterabteilung. Mit der Kriegserklärung Italienens verschlug ihn sein Schicksal an die obere Isonzofront. Als Festungsbauspezialist wird er der Baugruppe des  K.u.K. 15. Gebirgsbrigadekommandos zugewiesen und er erlebte den Krieg im Krn-Gebirge von den Anfängen 1915 bis zum Durchbruch durch die italienische Front im Oktober 1917. 

 

Sein Nachlass wurde im Jahr 2016 bei einem bekannten Internetauktionshaus versteigert. Leider wurde er zerrissen und es war mir nicht möglich den Nachlass Blattnys komplett zu erwerben, jedoch gelang es mir einen Großteil beisammen zu behalten. Neben Fotografien haben sich in seinem Nachlass auch original Tagesbefehle des K.u.K. 15. Gebirgsbrigadekommandos erhalten. Dies ist alles andere als üblich, denn Befehle durften nicht mit in die 1. Linie genommen werden und auch nicht länger als nötig aufbewahrt werden um im Falle einer Gefangennahme diese Informationen nicht an den Feind zu verlieren. Umso erstaunlicher, dass Oblt. Blattny diese den ganzen Krieg hindurch aufbewahrte. Sie geben uns heute einen einzigartigen Einblick in den Aufbau der Stellung und all die Schwierigkeiten die der Krieg im Hochgebirge bei Schnee und Eis mit sich brachte. 

Im Folgenden sollen nun chronologisch und mit Informationen hinterlegt die Fotos und Dokumente von Wilhelm Blattny gezeigt und wieder zum Leben erweckt werden.

Die erste Aufnahme zeigt den einjährigen Freiwilligen Blattny (stehend in der Mitte) zusammen mit zwei weiteren Kameraden in einem Atelier in Krakau. Sein erstes Foto noch in der Friedensuniform sendet er an seinen Vater in die Heimat nach Brno/Brünn. Während seiner Zeit in Krakau absolviert er die Militär-Festungsbauschule, noch nicht ahnend wie schnell er sein erlangtes Wissen im nahenden Krieg einsetzten werden müsste. In dieser Zeit schreibt er einige Postkarten aus Krakau an seine Eltern in der Heimat. Nach seinem Abschluss leistet er ab 1914 Dienst bei der K.u.K. Befestigungsbaudirektion Wien/Inzersdorf und ist dort der Chef einer Zivil-Arbeiter-Abteilung. Aus dieser Zeit haben sich drei Fotografien erhalten welche ihn im Kreise seiner Arbeiterabteilung zeigen. Auf den Bildern sind gut die Armbinden mit dem Doppeladler zu erkennen, welche die Männer als Angehörige einer Zivil-Arbeiter-Abteilung ausweisen. Über seine genaue Tätigkeit zu dieser Zeit ist mir leider nicht viel bekannt, jedoch dürfte es eine relativ ruhige Zeit für ihn in Wien gewesen sein. 

Am 23. Mai 1915 erklärte das Königreich Italien der Österriech-Ungarischen Monrachie den Krieg, die Südwestfront des 1. Weltkrieges war entstanden. So wie in Südtirol standen überall entlang der neuen Front nur wenig Truppen für die Verteidigung zur Verfügung. Hastig mussten Verbände von der Ostfront abgezogen werden und auch das Deutsche Alpenkorps eilte an die Front in Süd Tirol um der schwer bedrängten Monarchie zur Hilfe zu leisten. Damit endete auch die ruhige Zeit bei Wien für Wilhelm. Aufgrund seiner vor dem Krieg erworbenen Fachkenntnisse wird Blattny zum K.u.K. Gebirgsbrigadekommando 15 als Festungsbauspezialis versetzt. Die 15. Gebirgsbrigade verteidigte das Krn-Gebirge oberhalb von Tolmin/Tolmein und Kobarid/Karfreit. Sein Weg an die Front führt ihn nach Bled/Veldes im heutigen Slowenien. Bled ist ein malerischer Ort an seinem Bergsee, in der mitte des Sees befindet sich die Hochzeitkriche. Diese zusammen mit dem Bergpanorama war damals wie heute ein beliebtes Foto- und Postkartenmotiv. Blattny scheint sich dort einige Tage aufgehalten zu haben, denn auch er ließ es sich nicht nehmen eine der typischen Fotografien anzufertigen und zwei Postkarten an seinen Vater zu verschicken. 

Dort entsteht auch die nebenstehende Gruppenaufnahme. Blattny steht ganz rechts und trägt eine Offiziersuniform mit Säbel, wie zu Kriegsbeginn noch üblich. In der Mitte sitzend und links stehend zwei seiner Kameraden. Diese Fotografie wurde mit der Feldpost verschickt und ist mit dem Poststempel der Geniestabsgruppe G.M. Kutzlnigg. Arb.-Gruppe Oberst v. Brunner versehen. Vom Datumsstempel ist leider nur die Jahreszahl 1915 zu erkennen. Der Weg an die Front führt ihn von Beld in die Gegend von Bohinj/Wochein an den Bohinjsko jezero/Wocheiner See an dessen Westufer sich die Talstation der Seilbahn und der Versorgungswege in das Krngebirge befanden.